Netzliteraturanalysen: Qualitative und quantitative Analysen und Methodenreflexion

Der Kernbereich einer Netzliteraturwissenschaft ist natürlich die umfassende Analyse der Netzliteratur. Die vernetzten und oft multimedialen Formen der Netzliteratur stellen eine besondere Herausforderung dar. In bisherigen Arbeiten wurden einerseits qualitative Methoden genutzt, die auch für die Analyse gedruckter Literatur Anwendung gefunden haben, wie zum Beispiel die Feldtheorie oder hermeneutische Lektüren. Daneben stehen qualitative Ansätze, die in besonderer Weise den vernetzten Charakter der Netzliteratur adressieren und unter anderem auf Theorien der Performanz, der Intertextualität oder der Akteur-Netzwerk-Beziehungen beruhen.

Im Anschluss an die Digital Humanities und ihre Methoden finden jedoch vermehrt auch quantitative Methoden ihre Anwendung bei der Netzliteraturanalyse, zum Beispiel die Netzwerkanalyse, die Sentimentanalyse oder die Stilometrie. Zudem ist es sehr wichtig, den interdisziplinären Blick auf das Wissen der Internetlinguistik und deren sprachwissenschaftliche Methoden zu bewahren.

Es gibt eine große Fülle an aktuellen Forschungsprojekten und Veröffentlichungen, die sich mit qualitativen und quantitativen Netzliteraturanalysen beschäftigen. Unter einer spezifischen Fragestellung konzentriert sich beispielsweise das Greifswalder DFG-Projekt „Schreibweisen der Gegenwart“ mit Eckhard Schumacher, Elias Kreuzmair und Magdalena Pflock auf diese Fragestellung. Alleine in den letzten Monaten haben sich zahlreiche Vorträge auf germanistischen Konferenzen in Basel, Berlin, Essen, Greifswald, Innsbruck und Stuttgart, die von Kolleg*innen wie Berenike Herrmann, Maria Kraxenberger, Gerhard Lauer, Pola Groß, Hanna Hamel, Moritz Baßler, Hanna Engelmeier, Andrea Geier, Tobias Unterhuber und dem SDC4Lit-Team organisiert worden sind, Netzliteraturanalysen zur Diskussion gestellt. Zeitnah wird der von Hannes Bajohr und Annette Gilbert herausgegebene Text+Kritik „Digitale Literatur II“ weitere Netzliteraturanalysen vorlegen. Für den Bereich der digitalen Methoden haben sich mit dem Verband Digital Humanities im deutschsprachigen Raum und der Plattform forTEXT – Literatur digital erforschen hilfreiche und wichtige Player institutionalisiert.