Produktions-, Geschäfts- und Rechtsmodelle der Netzliteratur

Der Literaturbetrieb des gedruckten Buches hat sich rund um Größen wie das ‚geistige Eigentum‘, die Verlage und den Buchhandel organisiert, wobei das gedruckte Buch als zentrales Erlösobjekt eine entscheidende Rolle spielt. Die Produktion, Distribution und Rezeption literarischer Texte in einer digital vernetzten Welt funktioniert jedoch nach anderen Regeln, weshalb neue Produktionspraxen wie das Crowdsourcing (z.B. auf der Plattform Startnext), Geschäftsmodelle wie das Crowdfunding und Rechtsmodelle wie die Lizensierung unter Creative Commons zunehmend etabliert werden. Verlage wie der Frohmann Verlag oder der Mikrotext Verlag formulieren andere Selbstverständnisse; Kongresse wie „Future! Publish!” (Berlin) und Autor*innen-Manifeste wie „Wir sind die Urheber“ (2012) oder „Zur digitalen Zukunft unserer Literatur“ (2013) weisen auf den fundamentalen Wandel des literarischen Marktes.

Es ist eine wichtige Aufgabe der Netzliteraturwissenschaft, gemeinsam mit der Buch-, Medien- und Rechtswissenschaft diesen Wandel des literarischen Marktes, seiner Produktions-, Geschäfts- und Rechtsmodelle zu erforschen, zumal sich damit auch die Berufsprofile für die von der Germanistik ausgebildeten Studierenden wandeln. Partner können dabei Institutionen wie das Weizenbaum-Institut: Forschung für die vernetzte Gesellschaft (Berlin) sein oder iRights.lab (Berlin). Die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Ethik des Kopierens“ (ZiF Bielefeld) hat sich mit dem Verhältnis von (literarischer) Ästhetik und Urheberrecht in der digitalen Gesellschaft beschäftigt, zum gegenwärtig problematischen Werkbegriff hat Annette Gilbert viele wichtige Beiträge geliefert, zur literarischen Ökonomie der Gegenwart veröffentlicht Carolin Amlinger aus einer literatursoziologischen Perspektive. Dirk von Gehlen und Felix Stalder haben mit „MashUp. Lob der Kopie“ (2011) bzw. „Der Autor am Ende der Gutenberg-Galaxis“ (2014) Arbeiten vorlegt, in denen sie die etablierten Geschäfts- und Rechtsmodelle der Literatur grundsätzlich in Frage stellen.