Die Netzliteratur wird in Sozialen Medien in anderen Medienformaten veröffentlicht als in der Bücherwelt der Gutenberg-Galaxis. Allerdings schließen diese neuen Medienformate teilweise an bekannte Gattungen an und modifizieren diese, teilweise handelt es sich um neue, multimodale Formen. Es ist daher wichtig, zunächst die literarischen Formen des digitalen Publizierens zu differenzieren und Phänomene wie E-Books, die Netzkunst oder Netzliteratur zu unterscheiden. Zudem ist es unabdingbar, die unterschiedlichen Webplattformen wie Facebook, Twitter oder Instagram, ihr spezifisches Funktionieren sowie ihre jeweiligen literarischen Formate wie Facebook-Romane, Twitteratur oder Instapoesie möglichst genau und im Anschluss an literarische Gattungstraditionen zu analysieren. Aber auch neue Medienformate wie Litblogs, Fanfiction oder narrative und interaktive Computerspiele müssen in ihrer jeweiligen Form beschrieben werden.
Zahlreiche Arbeiten zu diesen Fragen liegen bereits vor, allerdings ist dieser Forschungsbereich noch kaum systematisiert worden, zumal seine Gegenstandsbereiche besonders dynamisch sind. Exemplarisch seien hier aber die frühe Arbeit von Gesine Boesken über „Literaturplattformen“ (2010), die von Maren Conrad, Theresa Schmidtke und Martin Stobbe herausgegebene Textpraxis-Sonderausgabe zum Thema „Literatur und Computerspiel in der Gesellschaft der Gegenwart“ (2017), Elias Kreuzmairs programmatischer Beitrag über die „Twitteratur“ (2016) und die Arbeiten über Litblogs von Wolfgang Herrndorf (Elke Siegel, 2016), Alban Nicolai Herbst (Henning Bobzin, 2015) und Rainald Goetz und Christoph Schlingensief (Lore Knapp, 2014) genannt.