In der Netzwerkgesellschaft wandeln sich die Arbeits- und Wissensformen, die Erkenntniswege und die notwendigen beruflichen Kompetenzen. Dies wirkt sich auf didaktische Prozesse an Schulen und Universitäten aus. Die Netzliteratur und die literarische Kommunikation in Sozialen Medien halten als Gegenstände für den Literaturunterricht viele Herausforderungen und Potenziale bereit. Zugleich sind der Deutschunterricht und die germanistische Lehre Orte, an denen in einer vernetzten Form und mit Hilfe von Verfahren des Blended Learning gemeinsam gelernt und zugleich ein kritisches Wissen über die Netzkulturen von den Schüler*innen und Student*innen erworben werden kann. Die Didaktik der Netzliteraturwissenschaft entwickelt in diesem Sinne Lehrkonzepte, experimentiert mit ihnen und untersucht zugleich die Lehrpraxen. Zudem entwickelt sie Konzepte einer notwendigen Digital Literacy, die im Deutschunterricht und im Germanistikstudium von den Schüler*innen und Studierenden erworben werden müssen, um sich reflektiert und souverän in der Netzwerkgesellschaft entwickeln zu können.
In diesem Zusammenhang ist das zum Beginn der Covid19-Pandemie begründete Portal „Digitale Lehre Germanistik“ (Marbach / Weimar / Wolfenbüttel, 2020) sehr anregend, zudem zeigen die Beiträge, wie vielfältig und produktiv die digitale Vernetzung in der germanistischen Lehre genutzt wird. Das Hallenser Projekt „D-3 | Deutsch Didaktik Digital“ hat sich unter anderem mit der Frage beschäftigt, wie die Netzliteratur in der germanististischen Lehre genutzt werden kann (Gunhild Berg, 2020). Philipp Wampfler entwickelt Vorschläge für die Nutzung von „Blogs & Co. im [Deutsch-]Unterricht“ (2020), Axel Krommer vielfältige Konzeptionen einer „Bildung unter den Bedingungen der Digitalisierung“ und Martin Stobbe hat 2017 „Ein Plädoyer für Procedural Literacy“ formuliert, also die Notwendigkeit einer Digital Literacy für die netzliteraturwissenschaftliche Arbeit begründet.